In Österreich leben acht Millionen Menschen. Davon sind 183 Abgeordnete zum Nationalrat und 62 Mitglieder des Bundesrats. Das sind 0,0022875 Prozent der Gesamtbevölkerung. Aber die Chance, Parlamentarier zu werden, hat jeder Mann und jede Frau.
Parlamentarier haben auch einen anderen Beruf. Sie kommen aus verschiedenen Berufen. Diese bunte Mischung ist sehr wichtig. Die Gesetze, die im Parlament beschlossen werden, gelten für alle Menschen im Land. Die Menschen haben aber unterschiedliche Interessen. Eine Fabrikbesitzerin denkt über bestimmte Gesetze anders als ein Umweltaktivist. Deshalb gibt es oft heftige Diskussionen.
Das Parlament besteht aus zwei Kammern – dem Nationalrat und dem Bundesrat. Im Nationalrat sitzen 183 Abgeordnete. Im Bundesrat sitzen 62 Mitglieder des Bundesrates. Sie alle sind »Parlamentarier«!
Jede österreichische Staatsbürgerin und jeder österreichische Staatsbürger über 18 Jahre kann in den Nationalrat gewählt werden. Man muss sich allerdings sehr für Politik interessieren und sich engagieren. Das ist sehr viel Arbeit!
Bevor es in Österreich eine Demokratie gab, konnten nicht alle Abgeordnete werden.
Man musste schon aus einer wohlhabenden und angesehenen Familie kommen. Menschen, die einer Minderheit angehörten, hatten genau so wenig Chance wie Frauen. Das hat sich zum Glück geändert: Es gibt immer mehr Frauen im Nationalrat. Es gibt auch immer mehr Parlamentarier, die einer Minderheit angehören. Zum Beispiel körperlich behinderte Menschen oder Menschen mit einer anderen Muttersprache.
Die Abgeordneten kommen heute aus allen Gruppen der Bevölkerung. Eine ist Bäuerin oder Chefin einer Firma. Der andere arbeitet am Bau oder betreut zu Hause seine Kinder.
Wenn man Parlamentarier wird, verändert sich einiges im eigenen Leben. Manchmal hat man das Gefühl, man ist ein Briefkasten für den Kummer und die Sorgen der Menschen. Aber es ist eine wichtige Aufgabe von Politikern, den Menschen zuzuhören und für ihre Anliegen da zu sein. Es ist aber nicht immer leicht, so im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen.
Wenn man Parlamentarierin wird, übt man seinen bisherigen Beruf weiter aus. Man hat dann seinen normalen Beruf und die Arbeit im Parlament. Man hat also weniger Freizeit. Aber nicht jeder Beruf ist erlaubt für Parlamentarier. Zum Beispiel der Wirtschaftsminister darf keinen eigenen Betrieb führen. Vielleicht würde er nämlich ein Gesetz so verändern, wie es für seine Firma gut ist. Das darf nicht passieren. Ein eigenes Komitee prüft, ob der jeweilige Beruf einer Abgeordneten mit der politischen Funktion vereinbar ist. Es darf keinen Interessenskonflikt geben.
Der Sitzungssaal des Nationalrats sieht wie ein griechisches Theater aus. Er wird auch Plenarsaal genannt – dieser Name leitet sich vom griechischen Wort Plenum ab. Plenum bedeutet »voll«. Ein Plenum ist also die Versammlung aller Mitglieder des Parlaments. Die Abgeordneten sitzen dann in dem stufenweise ansteigenden Saal. Unten ist die Regierungsbank, auf der die Bundesminister sowie die Bundeskanzlerin und der Vizekanzler sitzen.
Dahinter sitzt die Nationalratspräsidentin. Sie hat einen guten Überblick über das ganze Geschehen. Neben der Präsidentin sitzen die Mitarbeiter der Parlamentsdirektion. Sie unterstützen sie bei der Vorsitzführung.
In der Mitte des Saales, zwischen den Abgeordnetentischen und der Regierungsbank steht ein kleines Rednerpult mit Mikrofon. Dort hält man seine Reden – natürlich auch die erste Rede.
Das Rednerpult ist der »ungemütlichste« Platz des Hauses. Hinter einem sitzen die Minister und vor einem die Abgeordneten. Links, rechts und vor einem sind Fernsehkameras aufgebaut, die alles filmen.
Auch einer geübten Rednerin rutscht bei diesem ersten Auftritt das Herz in die Hose.